Mike Adams, Geschäftsführer TourComm Germany und Initiator mtm Europe

Ein Gespräch über den mtm Europe als ersten virtuellen Medienworkshop für Destinationen, die geografische Lage Deutschlands als Glücksfall für Kommunikatoren, und warum man jetzt auf seine Region im In- und Ausland aufmerksam machen sollte.

Mike Adams, Chef von TourComm Germany und Initator des Medienworkshop mtm Europe.

Herr Adams, TourComm Germany veranstaltet am 15. Juli den mtm Europe, den ersten virtuellen Medienworkshop für Destinationen. Erzählen Sie uns ein bisschen mehr über das Konzept des Formats und konkretisieren Sie bitte auch, an wen sich das Event richtet – und mit welchem Ziel.

Zunächst: Wir veranstalten bzw. unterstützen Tourismusorganisationen schon seit Jahren bei der Organisation und Durchführung von Workshops, etwa die Bay.TM. Das Konzept war vor COVID-19 immer, dass sich Einkäufer, Veranstalter und die touristischen Partner in der Region persönlich treffen. Weil das aber aktuell nicht geht, haben wir unsere Technik so weiterentwickelt, dass Eins-zu-Eins-Meetings möglich werden. Diesmal bringen virtuell erstmals DMOs, nationale Tourist-Boards, Freizeitparks, die Tophotellerie und Transporteure mit in- und ausländischen Medien und Meinungsmachern zusammen. Touristische Akteure können über ihre aktuellen Maßnahmen berichten und erzählen, wie sie mit der Krise umgehen, was Gäste aktuell und in den nächsten Monaten erwarten können und natürlich auch einen Ausblick geben Es geht darum, jetzt einen kreativen Umgang miteinander zu finden und Kontakte zu knüpfen, die weit über den mtm Europa hinaus ihre Relevanz haben sollen.

Aber ist jetzt schon der richtige Zeitpunkt, um im Ausland auf sich aufmerksam zu machen? Es gibt doch kaum Flüge.

Der mtm Europe zielt, wie der Name schon sagt, auf Europa. Das bezieht explizit nicht nur das Ausland ein, sondern auch das Inland und den gesamten DACH-Raum. Aus speziell deutscher Sicht gilt: Wir liegen sehr zentral, haben gemeinsame Grenzen mit neun Ländern, wodurch viele deutsche Regionen mit dem Auto sehr gut erreichbar sind. Und viele Reisende aus unseren Nachbarländern waren schon in Deutschland – oder sind Repeater. Diese Zielgruppen kann man jetzt bereits wieder gut ansprechen. Ich denke sogar, man muss es. Und viele Destinationen, die im deutschsprachigen Markt schon gut vernetzt sind, können die Möglichkeit nutzen, jetzt ihre Auslandskontakte zu pflegen bzw. auszubauen. Und es ist eine sehr gute Chance für kleinere, unbekanntere Destinationen, die ja gerade jetzt gesucht werden. Dazu kommt: Der mtm Europe findet erst in sechs Wochen statt, bis dahin sind weitere Lockerungen wahrscheinlich.

Welche Medienvertreter werden denn dabei sein, also wen können Destinationen und andere Teilnehmer dort treffen?

Mir ist erst einmal wichtig zu sagen, dass wir nicht jeden Medienvertreter, der sich anmeldet, auch akzeptieren. Wir selektieren hier sehr bewusst unter den Anmeldern aus. Ob Redakteure, freie Journalisten oder Podcaster: Qualität geht vor Quantität. Wir rechnen dennoch mit mehr als 100 Medienteilnehmern. Aktuell haben wir bereits über 80 Anmeldungen aus vielen europäischen Ländern, unter anderem aus dem DACH-Raum, Großbritannien, den Niederlanden, Dänemark, Frankreich und Spanien. Besonders freue ich mich über das große Interesse  aus Großbritannien, weil UK/London journalistisch auch sehr häufig der Brückenkopf für Medien in Asien und Nordamerika ist.

Was für Informationen wünschen sich die Medien jetzt seitens der Destinationen?

Jedenfalls keine Fotos von Seifenspendern und weiteren inzwischen „normalen“ Sicherheitsmaßnahmen. Auch nicht eine generelle Aussage, dass alles sicher ist. Es geht vielmehr um Details: Was hat geöffnet, was nicht? Kann der Gast erwarten, dass er freundlich begrüßt wird oder ist er nur ein „Geduldeter“, weil er zahlt? Was unternimmt eine DMO, um trotz einer gewissen Sterilität eine schöne Urlaubsatmosphäre zu schaffen? Man sollte sich vor Auge führen: Auf dem mtm Europe begegnen sich in jedem Meeting zwei Profis! Die 20 Minuten Meetingzeit sollten daher nicht mit Allgemeinplätzen gefüllt werden. Es gilt, auf die Fragen der Journalisten einzugehen. Die klassischen Presseinformationen, -mappen und -fotos kann man aber trotzdem auf seinem Profil auf der Plattform hochladen. Wir werden den touristischen Teilnehmern in der Vorbereitung aber auch noch Tipps für die optimale Nutzung der Termine anbieten.

Das Event ist für Medienvertreter kostenlos. Wie verhindern Sie No-Shows?

Eine Garantie, dass bei einem virtuellen Event auch wirklich alle auftauchen oder alle Termine einhalten, gibt es nicht – übrigens auch nicht bei Präsenzveranstaltungen. Aber wir üben einen gewissen moralischen Druck aus (lacht). Alle bestätigten Medienteilnehmer, die sich bis zum Stichtag 22. Juni angemeldet haben, bekommen vorab von uns die Yummy Europe Box (YEB) per Post zugeschickt, die Lust machen wird auf die Veranstaltung. Die YEB begleitet alle kulinarisch durch den Tag. Ich will jetzt nicht zu viel verraten, was da alles drin ist, aber die Leckereien und auch Getränke, mit Versand sind wir bei einem knapp dreistelligen Betrag. Das zeigt allen die Wertigkeit des Events im Vorfeld an und macht Lust, auch wirklich dabei zu sein. In den Wochen vor der Veranstaltung wird jeder Medienteilnehmer aber auch noch einmal mehrfach von uns kontaktiert.

Wie laufen die virtuellen Termine dann technisch ab?

Drei Wochen vor dem Event beginnt für die angemeldeten und bestätigten Teilnehmer auf der Plattform die Phase des Matchmakings. Zunächst sucht man die gewünschten Gesprächspartner: Entweder geht man manuell alle Medienvertreter durch oder arbeitet über Filter. Dann sendet man über das Tool eine Anfrage, den der kontaktierte Medienvertreter akzeptiert oder ablehnt. Umgekehrt kann der Medienvertreter auch Termine anfragen, die angenommen oder abgelehnt werden können. Auf diese Weise entsteht eine personalisierte Agenda. Am Tag der Veranstaltung logge ich mich morgens nur noch ein und bekomme meinen Meeting-Kalender angezeigt. Jetzt nur noch auf den Button „Start Video Meeting“ klicken – und voila. Das System startet jetzt das erste Meeting. Nach 14 Minuten erscheint jeweils ein kleiner Timer, der dezent die letzten zwei Minuten herunterzählt. Alles läuft übrigens rein Browser basiert und funktioniert auf PC, Laptop und Tablet. Mehr als ein Mikro, Lautsprecher, Kopfhörer und natürlich Internet braucht es nicht. Die Veranstaltungssprache ist grundsätzlich Englisch. Aber im individuellen Eins-zu-Eins kann selbstverständlich jeder tun, was er möchte.