Adrian Günter, Gründer und Geschäftsführer der IGLU-DORF GmbH

…ein Gespräch über zeitlos-innovative touristische Produkte, Deutschlands höchsten Berg als Standort für Incentives und die Herausforderungen, ein „Hotel“ jeden Winter neu aufzubauen.

 

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Herr Günter: Die Zugspitze ist einer Ihrer sieben IGLU-DORF-Standorte, der erfolgreichste. Warum wird das Produkt dort so gut angenommen – und wer sind Ihre Gäste?

Der höchste Gipfel Deutschlands ist so schon eine sehr besondere Location. Dazu kommt unsererseits ein nicht alltägliches Produkt. Zusammen ist das für viele Gäste eine reizvolle Kombination. Wir gehen jetzt ins zwölfte Jahr, da kann man ohne zu übertreiben von einer Erfolgsgeschichte sprechen. Die meisten unserer Gäste kommen aus der Gegend um München. Aber wir haben Buchungen von überall her. Der Gästemix selbst ist ein Querschnitt der Gesellschaft. Unser jüngster Gast war drei Monate – der älteste bislang 87 Jahre alt.

 

Für wie viele Gäste ist Platz am Berg?

Wir haben Schlafmöglichkeiten, also Schneebetten, für insgesamt 54 Gäste. Alles teilt sich auf in 13 Zimmer: Familienzimmer, Gruppen-Zimmer für bis zu sechs Personen und unser Top-Seller, die Romantik-Iglus.

 

Sind deutsche Gäste romantisch?

Sie bringen fast alles zum Schmelzen (lacht). Im Ernst: Wer an einem Samstag ein Romantik-Zimmer bekommen möchte, muss früh buchen. Wir haben wirklich viele Turteltäubchen am Berg.

 

Ich stelle es mir unglaublich komplex vor, ein Produkt Jahr für Jahr wieder neu aufbauen zu müssen, weil im Sommer alles wegschmilzt. Erklären Sie uns bitte, was dabei die Herausforderungen sind?

Zunächst mal bietet uns das auch Vorteile. Denn so haben wir jedes Jahr die Gelegenheit, uns baulich und optisch weiter zu verbessern. Unser künstlerisches Gesamtkonzept lebt von der jährlichen Auferstehung. Dieses Jahr ist das Motto Blumenwiese. Jeder Gang, jeder Raum, die Bar, alles wird durch namenhafte Künstler zu einem Schneekunstwerk. Auch unsere Bauweise unterscheidet IGLU- DORF von der Konkurrenz: Alle Räume sind bei uns miteinander verbunden, kein Iglu steht für sich alleine – wenn es nachts stürmt ein großer Vorteil.

 

Woher kommt der Schnee? Und ist der Klimawandel auf der Zugspitze spürbar?

Genug Schnee zu haben ist für uns Jahr für Jahr eine Herausforderung. Immerhin brauchen wir 4000 Tonnen. Der Schnee fällt jedenfalls immer später. Um unabhängiger vom Wetter zu werden, haben wir dieses Jahr erstmals Schnee mit einer Plane abgedeckt und so rund die Hälfte über den Sommer gerettet. Damit können wir für diese Saison das Fundament machen. Alles andere wird bis zum 31. Dezember mit Naturschnee entstehen. Die größte Herausforderung für den Bau ist aber der oft starke Wind.

 

Wie ist die Zusammenarbeit mit der Bergbahn und dem örtlichen Tourismus?

Mit dem örtlichen Tourismus haben wir regen Kontakt und Garmisch-Partenkirchen Tourismus unterstützt uns immer sehr. Aber die Bergbahn ist unser wichtigster Partner. Sie hat für uns extra einen Schneeanhänger gebaut, um uns den von ihren Pistenraupen zusammengeschobenen Schnee in großen Mengen bringen zu können. Und natürlich kommen unsere Gäste mit der Gondel überhaupt erst hoch.

 

Die Zugspitze gilt als Ort für außergewöhnliche Incentive-Veranstaltungen. Warum?

Die Zugspitze ist ihrerseits ein Superlativ, der in das Zeitbild „höher, schneller, weiter“ passt. Doch wenn man es genauer betrachtet, ist der Gipfel ständig in Veränderung begriffen. Alles hier oben passt sich dynamisch an – und muss es –, wenn es nicht von den Naturgewalten weggefegt werden will. Die Umstände hier oben spiegeln also in gewisser Weise wider, was Firmen in einer sich schnell drehenden, globalisierten Welt derzeit erleben. An so einem Ort wird einem das bewusster, er inspiriert, man kann fokussiert arbeiten und Weichen stellen.

 

Welche Rolle spielt dabei das IGLU-DORF?

Unserem Produkt ist die Philosophie des Sich-Veränderns immanent. Wir entstehen jedes Jahr neu. Wir haben also zwangsläufig gelernt, loszulassen. Wer öfter bei uns war, weiß, wie sich Jahr für Jahr Dinge verändern. Dazu ist das Iglu ein exklusives Produkt. Wir machen keine Massenabfertigung. Rund 3000 Übernachtungen pro Saison, mehr geht nicht. Wir betreuen so, dass sich unsere Gäste auf dem Gipfel aufgenommen fühlen. Das bringt die Gedanken in Bewegung und fördert kreative Prozesse.

 

Wie genau?

Bei uns gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder eine Firma kommt nur tagsüber zu uns, oder eine Veranstaltung beinhaltet auch die Übernachtungen. Am Tag können als teambildende Maßnahmen zum Beispiel eigene Iglus und Schneeskulpturen gebaut werden. Man kann auch direkt im Iglu tagen oder für Gruppenarbeiten den Seminarraum der Bergstation nutzen. Dazu gibt es natürlich Catering und einen Apéro direkt am Berg. Der beliebteste kulinarische Klassiker ist und bleibt aber unser Emmi Käsefondue am Berg.

 

Wie individuell können Firmenveranstaltungen auf der Zugspitze sein?

Jede Veranstaltung ist letztlich so individuell wie der Kunde. Wer will, bringt seinen eigenen Coach mit. Der Ablauf ist immer nur eine Frage der Absprache. Das Gute ist: Wir sind frei und unabhängig. Wir können deshalb sehr flexibel auch auf die Wünsche von Eventagenturen eingehen. Wichtig ist aber, dass Entspannung, Erlebnis und Spaß nicht zu kurz kommen. Dafür sind dann wirklich nur wir zuständig. Unsere Mitarbeiter bleiben die Nacht mit auf dem Berg, an der Bar kann man alles Revue passieren lassen. Und eine Sauna und ein Jacuzzi mit Blick in den Sternenhimmel sind schon einmalige Bergerlebnisse.