MARTIN BECKER, GESCHÄFTSFÜHRER GBK – GÜTEGEMEINSCHAFT BUSKOMFORT

Ein Gespräch über Bus1.de als neue Mehrwertplattform für die Gruppentouristik, wie sich Destinationen, Tourist-Infos und Hotels daran beteiligen können und warum der ökologische Diskurs von übersteigerten Erwartungen an die Elektromobilität dominiert wird.

 

Herr Becker, Sie haben gerade mit Bus1.de eine neue Mehrwertplattform für die Bustouristik gelauncht. Was ist die Intention dahinter?

Bus1.de ist eine zentrale Plattform, auf der erstmals alle Informationen gebündelt werden, die sich Busunternehmer sonst zur Vorbereitung und Durchführung ihrer Reisen an vielen anderen Stellen im Netz oder sogar in Papierform zusammensuchen müssten. Alle diese Informationen bekommt der Unternehmer nun schnell und bequem, mit wenigen Klicks. Mit bus1.de reagiert die gbk damit auf den Trend zur Digitalisierung in der Bustouristik und setzt gleichzeitig Impulse, um diese Entwicklung in eine positive Richtung voranzutreiben.

 

Wie genau funktioniert die Plattform?

Bus1.de vernetzt Busreiseveranstalter mit touristischen Leistungsträgern wie gruppenfreundlichen Hotels und Gastronomiebetrieben oder Freizeitparks und Reiseleitern sowie Werkstätten, Tourist-Informationen und Ausflugszielen. Neben Beschreibungen der touristischen Angebote und den Kontaktdaten potentieller Ansprechpartner findet der Benutzer online auch Bewertungen und Kommentare. Die Suchfunktion ist mit Karten hinterlegt. Abfragen können sowohl nach unterschiedlichen Kategorien als auch nach der Entfernung vom eingegebenen Standort differenziert werden.

 

Die Bustouristik spielt für viele Destinationen eine wichtige Rolle. Wie können sich DMOs hier einbringen oder vielleicht sogar mitmachen?

Destinationen können sich mit Texten, Bildergalerien und Filmen ansprechend präsentieren. Neben solchen Premiumeinträgen können sie auch mit Bannerwerbung auf ihre Angebote aufmerksam machen und den Nutzer von bus1.de über eine Verlinkung auf ihre Homepage lenken.

 

In welchem Bereich könnte Bus1.de ihrer Meinung nach den größten Nutzen stiften?

Busunternehmer suchen permanent gute Hotels, Gaststätten, Ausflugsziele, Reiseleiter und Gästeführer. Und die finden sie jetzt auf bus1.de. Und wenn es auf einer Busreise zu unvorhergesehen Schwierigkeiten kommt, hat der Chauffeur mit seinem mobilen Endgerät schnellen Zugriff auf die Informationen, die er jetzt ganz dringend braucht. In die Plattform ist nämlich auch die gbk-Pannenhilfe integriert. Mit diesem Netzwerk bekommen gbk-Mitglieder und ihre Kollegen aus benachbarten Verbänden, u.a. auch aus der Schweiz, seit zehn Jahren schnelle und unbürokratische Hilfe im Schadensfall. Kommt es während einer Reise zu einer Panne oder einem Unfall, kann der Unternehmer nach Busunternehmern in der Region suchen und diese um Hilfe bitten. So erhält er zu günstigen Konditionen sofort Ersatzteile, einen Fahrer oder sogar ein Ersatzfahrzeug gestellt. Derzeit nehmen rund 200 Unternehmen an der Pannenhilfe teil. Auf bus1.de gibt es hierfür eine separate Gruppe.

 

Bleibt die Herausforderung, die Akteure zum Mitmachen zu bewegen. Wie wollen Sie das schaffen?

Bus1.de ist eine attraktive Plattform, die sich an den Bedürfnissen der Branche orientiert. Wir haben uns für die Entwicklung viel Zeit genommen und sie erst nach einer langen Testphase freigeschalten. Durch die Schnittstelle zu busgruppeninfo war es möglich, der Branche bereits zum Start der Plattform rund 4.500 gemeinsame Einträge zur Verfügung zu stellen. Das zeigt auch den kooperativen Ansatz von Bus1.de, Daten ohne Scheuklappen zugänglich zu machen, statt hier in Konkurrenz zu treten. Und permanent kommen neue Einträge dazu, welche dann automatisch bei uns und auf busgruppeninfo.de gelistet sind. Soziale Netzwerke prägen unseren Alltag und die Kommunikation in der Geschäftswelt immer stärker. Sobald Bustouristiker merken, dass ihnen bus1.de einen echten Mehrwert bringt,  steht die Plattform auf der Liste ihrer digitalen Top-Favoriten ganz oben.

 

Kann jeder mitmachen – oder nur gbk-Mitglieder?

Die Registrierung ist erstmal für alle möglich und kostenlos. So können Sie sich bereits im Voraus einen Überblick über bus1.de verschaffen und dann eine Entscheidung bezüglich eines eigenen Eintrags treffen. Einträge mit Kontaktdaten und detaillierten Beschreibungen der Angebote und Illustrationen sind für gbk-Mitglieder sowie für Busunternehmer, Reiseleiter, Gästeführer und Sportstätten ebenfalls kostenlos. Destinationen, Gruppenunterkünfte (Hotels, Gasthöfe, Motels, Hütten, Jugendherbergen etc.), Freizeitparks, Tourist-Informationen, Incoming-Agenturen, Verbände, Paketveranstalter etc. bekommen diese Einträge gegen eine Jahresgebühr in Höhe von 199 Euro. Sonstige Freizeit-betriebe (Schifffahrtsgesellschaften, Museen, Bahnen und Bergbahnen usw.) und Gastronomiebetriebe (Gaststätten, Restaurants, Raststätten, etc.) bezahlen 119 Euro. Ob Bushersteller, Kunstmuseum oder Erlebnisbrauerei: Jeder kann auch mit einer kleinen Banneranzeige für wenig Geld auf bus1.de für seine Angebote werben. Und vielleicht für Destinationen und Hotels auch noch interessant: Im Bereich „Aktuelles“ können Berichte / Advertorials platziert werden.

 

Abgesehen von Ihrer neuen Plattform: Was beschäftigt die Busbranche gerade noch?

Die Diskussion über die Busmaut hängt wie ein Damoklesschwert über einer Branche, die gegen wachsende Bürokratie und Diskriminierungen im Wettbewerb kämpfen muss. Der ökologische Diskurs wird von den übersteigerten Erwartungen an die Segnungen der Elektromobilität und einer aufgeregten Debatte über den sogenannten Dieselskandal dominiert. Dabei werden jene Stimmen aus der Busbranche überhört, die seit Jahren auf einen Kerosinskandal verweisen. Es ist ein Skandal,  dass die Flugbranche immer noch steuerliche Subventionen genießt, während die umweltfreundliche Bustouristik mit dem vollen Satz der Mineralöl- und Ökosteuer belastet wird. Ein weiteres drängendes Problem für die Branche ist der Fahrermangel. Vielleicht kann hier in Zukunft auch bus1.de helfen und die Unternehmer finden auf der Plattform qualifizierte Chauffeure.