Keven Lehmann, Leitung Vertrieb Parkster GmbH

Ein Gespräch über digitales Parken als Service, die Notwendigkeit, den Einstieg ins Thema Mobile Payment ohne Einstiegshürden für Kunden zu gestalten, und die Möglichkeit, die Parkster-App mit Gästekarten-Systemen zu koppeln.

Herr Lehmann, für alle, die Parkster noch nicht kennen: Bitte erklären Sie uns kurz wie die App funktioniert.

Parkster hat seine Wurzeln als Firma in Schweden. Der Anspruch unserer App ist es, Autofahrern eine einfache und komfortable Möglichkeit anzubieten, ihr Parkticket in der Destination zu bezahlen. Die über die App gebuchten Parktickets sind dabei keinen Cent teurer als die am Parkautomaten. Es gibt also keine Servicegebühr, die den Nutzer wie bei anderen Dienstleistern dafür bestraft, dass er online und mobile bucht. Wenn wir von einfach reden, heißt das im Bereich Mobile Payment für uns auch, dass man als Kunde bei der Registrierung in der kostenlosen App keine Bankverbindung, keine Kreditkartendaten oder keinen PayPal-Account hinterlegen muss. Das ist wichtig! Denn das fördert die Akzeptanz von Parkster als Bezahllösung massiv. Uns reichen eine Anschrift und die Handynummer. Einmal im Monat kommt dann die Rechnung per PDF über alle gebuchten Parktickets im Bundesgebiet ins E-Mail-Postfach. Ganz einfach. Aber wer möchte, kann natürlich auch seine Kreditkartennummer hinterlegen.

 

Und wenn jemand seine Rechnung nicht bezahlt, wer trägt das Ausfallrisiko?

Das tragen wir. Nicht der Parkplatzbetreiber. Nicht die Destination. Aber wir sind sehr zufrieden mit der Zahlungsmoral in Deutschland. Wer nicht bezahlen will, lädt sich nicht erst eine mobile Bezahllösung im App-Store herunter und gibt dort auch noch sein Nummernschild an. Wer nicht bezahlen möchte, stellt einfach sein Auto ab, ignoriert den Parkautomat – und hofft, dass das Ordnungsamt kein Knöllchen an die Windschutzscheibe klemmt.

 

Mit welchen Destinationen arbeitet Parkster in Deutschland bereits zusammen – und was für Mehrwerte entstehen durch eine Zusammenarbeit?

Wir sind touristisch zum Beispiel an der Jennerbahn in Schönau am Königssee, an der Mainschleife Volkach, in Oberammergau und in Immenstadt. Neben der reinen Bezahlfunktion für Parkplätze bietet sich die Möglichkeit, Parkster in die regionalen Gästekarten zu integrieren. Das Thema Parken wird somit in der Kommunikation in Richtung Gast ein attraktiver Mehrwert. Ein Mehrwert, mit dem sich deutlich mehr punkten lässt, als mit vielen anderen inkludierten Attraktionen. Denn der Großteil der Gäste will nicht unbedingt rabattiert ins Heimatmuseum – parken aber in jedem Fall. An der Jennerbahn bekommen Besucher mit Gästekarte beispielsweise 50 Prozent Rabatt auf ihr Parkticket. Die Nummer der Gästekarte fragen wir direkt in der App ab. Umgekehrt bewerben wir auf unserer Beschilderung aktiv die Gäste Card der jeweiligen Region und weisen auf diese Sparmöglichkeit hin. So ergibt sich eine echte win-win-Situation. Auch, dass eine Stadt in der App temporär zusätzliche Parkflächen anzeigen kann, etwa eine große Wiese bei Stadtfesten, ist ein zusätzlicher Mehrwert, der Umsatz bringt und gleichzeitig Lenkungswirkung hat. Ein weiterer Vorteil sind Kostenvorteile, die den Betreibern von Parkflächen bei einer guten Akzeptanzquote der App entstehen, weil die Bewirtschaftung von Parkautomaten irgendwann überflüssig wird.

 

Was sind gute Akzeptanzquoten?

Ich nehme mal meine schwäbische Heimatstadt Plochingen. Drei Monate nach der Einführung des Handyparkens lag die Akzeptanzquote dort bereits bei 12 Prozent. Das ist wirklich beeindruckend. Eine weitere Referenz ist die Marktgemeinde Mering, wo wir bereits bei 45 Prozent liegen. Wie schnell es aufwärts geht, hängt vor Ort aber immer von mehreren Faktoren statt. Doch wie gesagt: Dadurch, dass Kunden keine sensiblen Bankdaten hinterlegen müssen, steigt die Quote unserer Erfahrung nach rasch. Und für Destinationen ist die Einführung ebenfalls einfach: Wir brauchen nach der Übermittlung der Parkgebührenordnung nur rund drei Wochen, dann ist Parkster vor Ort einsatzbereit.

 

Das Auto steht derzeit auch in der Kritik. Immer mehr Destinationen beginnen gerade, an alternativen Mobilitätskonzepten zu arbeiten. Passt eine Parkplatz-App da überhaupt noch in die Zeit?

Zunächst wollen wir nicht mehr Autos in eine Destination bringen. Das ist überhaupt nicht unser Ansinnen! Wenn überhaupt, verstehen wir uns indirekt als Teil der Lösung. Denn die Destination kann mit uns selbst entscheiden, welche Parkflächen sie rabattieren möchte. Die DMO kann also über Rabatte steuernd auf die Parkplatzsituation in den Innenstädten einwirken. Ein Ansatz könnte zum Beispiel sein, vergünstigtes Parken nur außerhalb der Innenstädte anzubieten und die Besucher an Orte zu lotsen, an denen dann andere Verkehrskonzepte greifen.

 

Was kostet die Zusammenarbeit mit Parkster eine Destination?

Unser System ist hier sehr fair. Wird eine App nicht genutzt, fallen auch keine Kosten an. Erst bei einer Buchung über unsere App fallen Gebühren im einstelligen bis kleinen zweistelligen Prozentbereich des Parkplatz-Umsatzes an. Dieser kann übrigens, sofern der Parkplatzbetreiber dies zulässt, sogar minutengenau erfolgen. Wie viel Prozent die Gebühr genau beträgt, hängt zum Beispiel von der Vertragsdauer mit uns ab. Doch so oder so: Ich würde sagen, es ist in jedem Fall schnell günstiger als ein Kassenhäuschen oder einen Parkautomaten zu unterhalten. Denn jeder Euro Bargeld kostet schließlich auch Geld. Wer Handyparken also strategisch klug gestaltet, etwa über das Pricing, kann schnell wirklich sparen.