Dr. Ellen Madeker, Leiterin Public Policy DACH, CEE Airbnb

Dieses Interview wurde in Zusammenarbeit mit Airbnb.org geführt.

Mehr als 42.800 Gastgeber haben sich bisher auf Airbnb.org angemeldet, um Geflüchteten auf der ganzen Welt ihr Zuhause anzubieten. Die Non-Profit-Organisation engagiert sich jetzt auch stark für Hilfesuchende aus der Ukraine. Ein Gespräch über gesellschaftliche Verantwortung, die Herausforderung, Geflüchtete auch in Deutschland mit aufnahmebereiten Gastgebern zu verknüpfen und die Bedeutung des Miteinanders in diesen Zeiten.

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Frau Dr. Madeker, Ende Februar kündigte Brian Chesky, CEO von Airbnb, an, dass Airbnb.org Geflüchteten aus der Ukraine kostenlose, vorübergehende Unterkünfte ermöglichen will. Wie funktioniert dieses Programm?

In den letzten Wochen hat der Krieg in der Ukraine viele Menschen in großes Leid gestürzt. Es ist ein Moment der Solidarität. Alle Unternehmen stehen in der Verantwortung, sich zu engagieren und ihre Expertise sowie ihre Ressourcen einzusetzen, um Menschen in Not zu helfen. Deshalb möchte Airbnb.org, eine Non-Profit-Organisation, weltweit bis zu 100.000 Menschen, die aus der Ukraine fliehen, kostenlose, vorübergehende Unterkünfte ermöglichen. Dabei arbeiten wir mit gemeinnützigen Organisationen zusammen, die diese Aufenthalte in den jeweiligen Ländern direkt koordinieren. Wir ermutigen alle, denen es möglich ist, ihre Unterkunft kostenlos oder zu einem ermäßigten Preis für diesen Zweck zur Verfügung zu stellen, denn besonders in Deutschland brauchen wir noch mehr Gastgeber:innen, die ihr Zuhause für Geflüchtete öffnen.  

Wie können sich Menschen beteiligen, die eine Unterkunft bereitstellen oder das Projekt an sich unterstützen möchten? 

Die Stärke von Airbnb ist unsere Community – Gastgeber:innen mit (temporären) Unterkünften auf der ganzen Welt. Wir wissen, dass viele Menschen in ganz Europa und besonders in Deutschland bereit sind, sich zu engagieren, um Geflüchteten in dieser schrecklichen Situation zu helfen. Unsere Initiative wird finanziert durch Spenden des Airbnb.org Refugee Funds, dem privaten Vermögen unserer Gründer, sowie durch die Großzügigkeit der Gastgeber:innen.

Wer diese Initiative unterstützen möchten, kann sich unter airbnb.org/help-ukraine beteiligen und sich direkt als Airbnb.org-Gastgeber:in anmelden. Sie müssen dazu keine aktive Gastgeber:in auf Airbnb sein. Was in diesem Zusammenhang auch wichtig zu wissen ist: Alle Gastgeber:innen erhalten Unterstützung durch einen 24/7-Kundenservice und AirCover – ein kostenloser Rundumschutz, der eine Haftpflichtversicherung in Höhe von bis zu einer Million US-Dollar bietet. Alternativ können Sie auch helfen, indem Sie unter airbnb.org/help-ukraine spenden.

Wie arbeiten Sie mit Organisationen zusammen, um geflüchtete Menschen an Gastgeber:innen zu vermitteln? 

Anfang März haben wir eine Partnerschaft mit dem Bundesinnenministerium und #Unterkunft-Ukraine bekannt gegeben. Jetzt geht es darum, mit Hilfsorganisationen zusammen zuarbeiten, die Geflüchtete überall in Deutschland mit aufnahmebereiten Gastgeber:innen verknüpfen. Diese NGOs unterstützen Geflüchtete bei der Eingewöhnung in die neue Community, bei der Suche nach einer dauerhaften Unterkunft, mit Arbeits- oder Bildungsmöglichkeiten und vielem mehr. Hierzu sind wir schon mit vielen Organisationen im Gespräch, die jetzt ihre Arbeit dahingehend aufnehmen bzw. eine Partnerschaft mit uns bereits aufgenommen haben. In Zentralosteuropa arbeiten wir mit der Internationalen Organisationen für Migration, der UN-Migrationsbehörde, zusammen. Der Fokus liegt auf Polen, Moldawien, Rumänien, Ungarn und der Slowakei.

Wie sieht die Resonanz auf Ihre Initiative bisher aus? Wie viele Gastgeber:innen haben bereits ihre Türen geöffnet?

Wir sind sehr dankbar für die Hilfsbereitschaft unserer Community. Bis heute haben wir eine überwältigende Resonanz von Menschen erhalten, die diese Aktion unterstützen möchten. Mehr als 42.800 Gastgeber:innen haben sich bisher auf Airbnb.org angemeldet, um Geflüchteten auf der ganzen Welt ihr Zuhause anzubieten – darunter mehr als 28.600 neue Airbnb.org-Gastgeber:innen, die erst in den letzten Wochen dazugekommen sind. Auch die vielen Spenden helfen uns sehr.  

Wie wirkt sich die aktuelle politische Lage in Europa auf das Reisen aus?

Wir blicken trotz der aktuellen Ereignisse optimistisch in die Zukunft, weil uns die Hilfsbereitschaft hierzulande und in ganz Europa sehr positiv stimmt. Wir alle spüren eine gesellschaftliche Verantwortung und wie wichtig das Miteinander in diesen Zeiten ist. Es ist zu früh zu sagen, wie sich die aktuelle Situation konkret auswirken wird. Wir hoffen sehr, dass dieser Krieg bald zu Ende geht ohne noch mehr Schaden anzurichten. 

Über Airbnb.org 
Airbnb.org ist eine Non-Profit-Organisation, die Menschen auf der ganzen Welt in Krisenzeiten vorübergehende Unterkünfte vermittelt. Airbnb.org arbeitet unabhängig und nutzt die Technologie, Services und andere Ressourcen von Airbnb, Inc. kostenlos, um den gemeinnützigen Zweck von Airbnb.org zu erfüllen. Die Inspiration für Airbnb.org kam 2012 von einer Gastgeberin namens Shell: Sie nahm Menschen bei sich auf, die von Hurrikan Sandy betroffen waren. Dies löste eine ganze Bewegung aus und war der Beginn eines Programms, mit dem Gastgeber:innen auf Airbnb Menschen in Not Unterkünfte bereitstellen können. Seitdem hat sich das Programm weiterentwickelt und konzentriert sich sowohl auf Hilfe in Notsituationen als auch darauf, Evakuierte, Katastrophenhelfer:innen, Geflüchtete und Asylbewerber:innen – sowie seit letztem Jahr auch Einsatzkräfte im Kampf gegen die Ausbreitung von COVID-19 – durch die Vermittlung von Unterkünften zu unterstützen. Seitdem haben zahlreiche Gastgeber:innen ihre Unterstützung angeboten und so bereits 100.000 Menschen in Notsituationen eine vorübergehende Bleibe zur Verfügung gestellt. Airbnb.org ist eine selbstständige und von Airbnb, Inc. unabhängige Organisation. Airbnb, Inc. erhebt keine Servicegebühren für Aufenthalte, die von Airbnb.org unterstützt und über die Airbnb-Plattform abgewickelt werden.

(28.03.2022)