DMO-Website als Einstiegspunkt im KI-Zeitalter

KI-Systeme verändern die Art und Weise, wie der Onlinevertrieb von Fewo-Objekten funktioniert. Während viele Gastgeber auf die großen Portale setzen, kommt auf Destinationen die Aufgabe zu, ihre ganze Buchungsarchitektur fit für die Zukunft zu machen.   

Künstliche Intelligenz wird die Onlinebuchung von Ferienwohnungen und -häusern schneller verändern, als viele denken – sowohl auf Anbieter- wie auch auf Nachfrageseite. Die Suchergebnisse werden individueller als je zuvor, weil die Systeme Vorlieben, Reiseverhalten und Buchungshistorien analysieren. Chatbots übernehmen nicht nur Anfragen und Buchungen, sondern gleich auch den Pre-Check-in. Und Nachfrageprognosen ermöglichen Vermietern eine optimierte Preisgestaltung in Echtzeit. Die KI-Lösung von Booking.com zum Beispiel greift heute schon auf Bewertungen von Gästen sowie auf die Gastgeberantworten zurück und generiert daraus passende Suchergebnisse. Das wirft schon jetzt eine völlig neue Perspektive auf die Produktpräsentation.

Sind die deutschen Regionen und ihre Vermieter bereit für diese neue Zeit? Fest steht: „Während ChatGPT in den USA schon Agentic Commerce nahtlos in Umsetzung bringt, tauchen viele touristische Anbieter und Vermittler hierzulande noch nicht mal mit ihrem Basisangebot in der KI-Suche auf“, sagt Magdalena Lexa, Geschäftsführerin der OBS OnlineBuchungService GmbH. Und währendExpedia und Booking.com bereits ChatGPT-Plug-ins in ihre Buchungsstrecken integriert haben und ihre Marktdominanz somit weiter zementieren, „ist fraglich, ob lokale Buchungsportale mit dem Tempo mithalten können“, so Lexa.

Und die Macht der großen Portale wächst von Jahr zu Jahr:2024 haben Gäste aus dem In- und Ausland allein über die vier großen Online-Plattformen AirBnB, Booking.com, TripAdvisor und Expedia 60,4 Millionen Übernachtungen in Ferienwohnungen und -häusern in Deutschland gebucht. Damit verzeichneten die Plattformen 22,6 Prozent mehr Übernachtungen als im Jahr zuvor.  

Und trotzdem bleibt Diversifikation Pflicht. Sich nur auf einen oder wenige Vertriebswege zu stützen, „ist keine Lösung“, weiß Stefan Grimm.Doch müsstenDMOs ihre „eigene Stärke als vertrauenswürdiger Buchungskanal noch besser sichtbar machen“, rät der Geschäftsführer von SECRA Bookings. Ein Problem aber: Viele Destinationen arbeiten mit sehr unterschiedlichen Systemen und Datenquellen. „Das macht es aufwendig, alles aktuell zu halten und einen vollständigen Überblick zu behalten“, meint Grimm. Gleichzeitig sei es für Destinationen rechtlich eine große Herausforderung, die gesamte Customer Journey digital so abzubilden, dass sie für Gäste wirklich reibungslos funktioniere.

Dass viele Gastgeberportale auf DMO-Websites mehr auf Information und Inspiration als auf Buchung ausgelegt sind, ist dennoch ein Fehler. „Wir sehen, dass Direktbuchungen über die eigene Website noch einen erheblichen Anteil ausmachen“, so Lexa. Mit einem professionell implementierten Buchungs-Widget könnten Ferienwohnungsanbieter ihre Konversion „deutlich steigern“, so die OBS-Chefin.

Auch für Stefan Grimm hat eine Direktbuchungsstrategie nach wie vor großen Wert – „wenn sie professionell gemacht ist“. Gäste buchten besonders gerne dort, wo sie Vertrauen haben. „Und da spielen die offiziellen Websites der Destinationen ganz vorne mit“, so Grimm. Lokale Portale sicherten zudem die Datenhoheit „und stärken die Wertschöpfung in der Region“. Eine gute Mischung aus den großen Plattformen und regionalen Kanälen sei deshalb wichtig, „um Reichweite und Unabhängigkeit gleichzeitig zu sichern“. Für Gastgeber sei aber entscheidend, sich aufgrund der schnell wachsenden Komplexität digitale Partner an die Seite zu holen, die den Aufwand reduzieren „und die eigene Website zur echten Buchungsalternative machen“, so der SECRA-Chef.

Für DMO-Websites sieht Grimm im Aufkommen der KIs sogar eine Chance: „Wenn eine Website mit Hilfe einer KI die passenden Angebote sofort anzeigen kann, steigt die Chance auf eine Buchung und die Portale der Destinationen können zum modernen, bequemen Einstiegspunkt für die Reiseplanung werden“. Das Ziel der SECRA ist deshalb: Gastgeber und Destinationen sollen einen echten digitalen Co-Piloten an die Seite bekommen. Schon heute unterstützt KI in den Systemen bei Übersetzungen, Gästekommunikation, Content-Erstellung oder beim automatischen Zuordnen von Zahlungen. Bald kommen noch Prognosen für Nachfrage und Preise sowie intelligente Angebotsoptimierungen hinzu.

Auch die OBS automatisiert Standardaufgaben heute schon mit KI-Tools – allerdings mit dem Ziel, sich auf das konzentrieren zu können, was den Unterschied macht: „echte Gespräche und verlässliche Betreuung“, sagt Magdalena Lexa. Was zähle, sei nach wie vor der persönliche Kontakt. „Der schafft Vertrauen und macht echten Service aus!“. Dass kurzfristig ein stärker datengetriebenes Buchungserlebnis entstehe, bei dem KI-Systeme die Effizienz erhöhten, ist für Lexa „kein Widerspruch!“. Vielmehr sei es für Servicedienstleister mit ihren Lösungen eine Chance, die Kundenzufriedenheit zu erhöhen.