Das ist selten: Lufthansa (LH), die Gewerkschaften Vereinigung Cockpit (VC) und UFO sowie die Flughäfen kritisieren geschlossen das EU-Klimaschutzprogramm „Fit for 55“. Es könne „nicht im Interesse Europas sein, die heimische Luftfahrt gegenüber dem internationalen Wettbewerb zu benachteiligen“, sagt LH-Chef Carsten Spohr. Der CO2-Ausstoß des Luftverkehrs würde sich mit den vorgesehenen Maßnahmen, beispielsweise einer Kerosinsteuer, lediglich verlagern – nicht reduzieren. „Profiteure werden Staaten wie die Türkei, Katar und die Arabischen Emirate sein“, so VC-Präsident Stefan Herth. Mittel- und langfristig führe das zu einer Abhängigkeit von ausländischen Anbietern. Welche Risiken das birgt, „sehen wir derzeit im Energiesektor”, so Herth. Die Arbeitsbedingungen außerhalb der EU seien zudem oft katastrophal. Und in letzter Konsequenz führe das EU-Programm „zu hohen Verlusten bei den Steuereinnahmen”, sagt UFO-Vorstand Vázquez Bürger. Alle Parteien appellieren an die politischen Entscheider, eine Klimaschutzpolitik zu machen, die nicht nur auf den nationalen und europäischen Raum beschränkt bleibt, sondern den globalen Zusammenhang von Luftverkehr und Klimaschutz berücksichtigt. Für das Maßnahmenpaket „Fit for 55“ wurden bisher 13 Richtlinien bzw. Verordnungen erarbeitet. Ziel: die Reduzierung der Netto-Treibhausgasemissionen bis 2030 um 55 Prozent im Vergleich zu 1990 sowie ein klimaneutrales Europa bis 2050.
(06.04.22)