Jan Sadowsky, Geschäftsführer Green Tiny Houses GmbH & Co. KG

Ein Gespräch über Tiny Houses als nachhaltiges Übernachtungsangebot für Destinationen und wie Regionen ohne eigene Investitionen am Trend zu bewusstem und gesundem Reisen partizipieren können.

Übernachten an besonderen Orten oder als Erlebnis war schon vor Corona ein Trend: Was unterscheidet eure Green Tiny Houses als Idee von anderen Konzepten?

Da gibt es mehrere Punkte. Wir setzen zum einen nicht nur auf Nachhaltigkeit in der Produktion, also bei den verwendeten Materialen, sondern auch auf das Thema Wohngesundheit. Heißt: Es gibt keine für Gäste ungesunden Ausdünstungen, was besonders für Allergiker wichtig ist. Das wird in meinen Augen einer der nächsten großen Megatrends im Wohnbereich. Auf dieser Basis kooperieren wir auch mit Krankenkassen, die Gäste in die Häuser schicken, die einen gesunden und nachhaltigen Urlaub erleben wollen. Eine weitere Besonderheit ist, dass es viel, was man im Green Tiny House anfassen kann, auch für Zuhause gibt: Von der Astronautendusche bis zur Bettwäsche kann man eine Menge Sachen im Onlinestore bestellen. Das ganze Haus ist übrigens nachhaltig zertifiziert nach den Standards der Klimapatenschaft Tourismus. Heißt auch: Jede Übernachtung ist CO2-neutral.

 

Durch Corona sind drei Aspekte beim Gast noch einmal verstärkt in den Fokus gerückt: Nachhaltigkeit, autarkes Wohnen und ruhige Standorte. Ihr erfüllt alle drei. Wie können Destination das Produkt nun am besten für sich nutzen?

Das Produkt passt tatsächlich sehr gut in die Zeit und den sich verschiebenden Megatrends. Wir sprechen mit den Häusern eine Zielgruppe an, die nachhaltig und gesund lebt, ihre Freizeit entsprechend verbringen möchte und noch dazu eine überdurchschnittliche Zahlungsbereitschaft mitbringt. Seine Zeit bewusst zu genießen, heißt zum Beispiel auch, dass es im Innenbereich keinen Fernseher gibt. Die große Panoramascheibe mit dem Blick nach draußen ist dafür ein besonders Naturerlebnis. Destinationen haben es sehr einfach, ein Green Tiny House anzubieten. Eine DMO muss nur einen geeigneten Standort haben. Unsere Tiny Houses sind mit einem eigenen Badezimmer samt innovativer Astronautendusche und wasserautarker Verbrennungstoilette ausgestattet. Voraussetzung für den Betrieb ist lediglich eine anliegende Strom- und Wasserversorgung vor Ort. Die Häuser können aber auch auf Privatgrundstücken stehen – auf Campingplätzen, Obstwiesen von Bauern, im parkähnlichen Gelände eines Hotels, am Strand etc…

 

Wie hoch sind die Kosten für eine Destination und wie sieht das Geschäftsmodell genau aus, um als Region auch partizipieren zu können?

Interessierte Destinationen müssen im Voraus kein Geld investieren. Wir sind der Investor, der die Unterkünfte finanziert und aufstellt. Die DMO, die Stadt oder ein Hotelier bekommt also ein neues, hochwertiges, innovatives und nachhaltiges Übernachtungsangebot. Die DMO partizipiert als Partner an den Übernachtungseinnahmen. Konkret bleiben 30 Prozent je Buchung bei unseren Partnern. Die Übernachtung kostet zwischen 129 und 189 Euro. Als Service muss im Gegenzug zum Beispiel die Reinigung organisiert werden. Was ebenfalls eine Grundvoraussetzung für eine Kooperation ist: Die Destination muss in der Lage, das Green Tiny House online sicht- und buchbar zu machen. Es muss also eine moderne, digitale Vertriebs-Struktur geben, die es möglich macht, dass Gäste auch erreicht werden können.

 

Ihr stellt also nur die Unterkunft auf?

Nein, wir helfen auch mit, neue Gäste in die Destination zu bringen. Zum einen können wir unsere Kooperationen mit Krankenkassen in den Vertrieb einbringen. Darüber hinaus gibt es eine neue Kooperation mit einer „grünen“ Kreditkarte, die ihren 500.000 Inhabern nachhaltige Erlebnisse vorstellt und empfiehlt. Hier gehören wir dazu. Auf Wunsch nutzen wir also unser Netzwerk. Darüber hinaus vernetzen wir die Green Tiny Houses-Standorte miteinander. Wer einmal an einem Ort gute Erfahrungen gemacht hat, ist meistens auch Aufenthalten an anderen Orten gegenüber sehr aufgeschlossen. Zudem re-investieren wir in den Standort. 5 Prozent der jährlichen Einnahmen stellen wir für nachhaltige Projekte in der Destination, für Naturschutzprojekte oder nachhaltige Bildung zur Verfügung. Zum Bespiel könnten wir von dem Geld, in Absprache mit der Destination, einen Gästeführer bezahlen, der den Gästen auf einer Wanderung die dort einzigartige Natur näherbringt. Das jeweilige Projekt würden wir gemeinsam mit der DMO entwickeln.

 

In vier Destination, zum Beispiel in Wangerland und Büsum, stehen bereits die ersten Häuser: Wie sieht die Zwischenbilanz aus?

Die Häuser sind ausgebucht oder nahezu ausgebucht. An einem Standort müssen wir vom Deich jetzt umziehen, da im Herbst und Winter die Stürme mehr Abstand zur See erfordern. Alle Winterstandorte, für die wir die entsprechende Genehmigung haben, werden jetzt außerdem mit einer Holzsauna erweitert, die gleichzeitig als Bio-Kräuterdampfbad funktioniert. Alle Gäste bekommen on top neue Elektrofahrräder, die im Preis inklusive sind, um vor Ort mobil zu sein. Wir sind also immer bemüht, das Erlebnis noch besser zu machen.

 

Der Sommer neigt sich dem Ende, ist das Produkt eigentlich ein Ganzjahresangebot, funktioniert es also auch im Winter?

Es ist in jedem Fall ein Ganzjahresprodukt. Und nicht nur das: Es funktioniert mit seinen derzeit fünf verschiedenen Modellvarianten auch für verschiedene Urlaubertypen. Es gibt ein Haus mit Terrasse, eines mit Sauna, ein anderes schwimmt auf dem Wasser. Das macht es für Destinationen möglich, auch kleine Häuser-Parks anzulegen. Wir bauen monatlich 25 neue Häuser. Die meisten Destinationen, die Interesse haben, wollen diese ab Frühjahr 2021 anbieten können. Die Zielsetzung für uns ist, dass nächstes Jahr rund 150 Häuser in Deutschland und dem europäischen Ausland zu realisieren.

https://greentinyhouses.com/tourismus