TUI Deutschland-Chef Sebastian Ebel

sebastian ebel Tui deutschlandEin Gespräch über eigene Hotelmarken im Inland, den Trend zum Deutschlandtourismus und warum ein Investment ins Netz auch einen Gewinn für die Reisebüros bedeutet.

Herr Ebel, TUI schafft mehr Marktanteile in Deutschland, viele Länder und Segmente haben zugelegt.
Woher kommt das Plus?

Ebel: Aus den verschiedensten Bereichen. Zum Beispiel wachsen wir im westlichen Mittelmeer, auf der Fernstrecke, bei Ferienwohnungen und den Autoreisen. Auch die Sortimentserweiterung mit unseren eigenen Produkten zahlt sich aus. Marktanteile verteilen sich aber generell im Moment um.

Kommt das Wachstum eher aus dem stationärem Vertrieb oder dem Onlinegeschäft?   

Ebel: Wie unsere Studie gemeinsam mit Google deutlich zeigt: Viel passiert erst einmal im Web, doch dann wird oft noch im Reisebüro gebucht. Für uns heißt das: Jede Investition ins Netz ist auch eine für unsere Reisebüros.

Wobei nicht nur der Kunde moderner wird. Auch die Pauschalreise verändert sich. In welche Richtung?

Ebel: In erster Linie mit der nahezu unbegrenzten Kombinierbarkeit von Flügen, Hotels, Mietwagen, Campern und anderen Leistungen. Da ist immer weniger starr, die Pauschalreise ist zu einer ziemlich individuellen Sache geworden. Auch Hotelkonzepte werden immer passgenauer auf die Wünsche der Kunden zugeschnitten. Und natürlich gehört zur Modernisierung der Pauschalreise die Anbindung an digitale Services. Vom Finden einer Reise über die Buchung bis zum Check-in kann alles digital erfolgen.

Machen Ihnen die Überkapazitäten im Flug-  und Hotelbereich Sorgen hinsichtlich der Preisentwicklung?

Ebel: In der Tat sind Flüge günstiger geworden. Aber nicht nur aufgrund von Überkapazitäten. Auch der  sinkende Kerosinpreis und die steigende Effizienz der Airlines drücken die Preise. In jedem Fall unterstützt es die Nachfrage für Langstreckenziele bei uns. Davon profitieren wir im Moment eher, weil sich viele jetzt mal etwas leisten, das vor Jahren unbezahlbar schien.

Zum Deutschlandtourismus: Was kann ein Veranstalter speziell hier leisten?

Ebel: Wie bei einer Pauschalreise gibt es hier bei einer Buchung über uns Schutzfunktionen für den Endkunden. Zum Beispiel sind alle Unterkünfte wirklich geprüft. Das kann man von Hotelportalen nicht behaupten. Über uns kann man vor Ort Ausflüge und Events dazu buchen. Und natürlich sind wir erster Ansprechpartner, wenn  Probleme auftauchen sollten.

TUI Ferienhaus hat ein gutes Sommergeschäft. Am häufigsten gebucht: die Ostsee. Insgesamt verzeichnet Deutschland hier ein Plus von 15 Prozent. Wie wird sich dieses Segment künftig entwickeln?

Ebel: Der Inlandstourismus wird sich weiter sehr positiv entwickeln. Gerade das Thema Kurzreisen, vielfach themenbezogen – etwa jetzt zur Kieler Woche oder Eventreisen zu Konzerten in bestimmte Städte. Dementsprechend wollen wir hier Marktanteile gewinnen. Auch Apartments in Städten machen wir buchbar.

Aber im Hotel- und Unterkunftsbereich sind Player wie Booking.com und Airbnb die Platzhirsche. Wie wollen sie in diesem Segment stärker als bisher sichtbar werden?

Ebel: Wir brauchen zum einen ein relevantes Angebot, also zehntausende von Unterkünften. Deshalb erweitern wir gerade unser Angebot an Apartments, Auto- und Städtereisen. Dann müssen Preis und Qualität natürlich stimmen. Unser Vorteil ist: Wir haben sieben Millionen zufriedene Pauschalreise-Kunden – diesen Schwung müssen wir in dieses Segment mitnehmen.

Wie hoch ist der Anteil der Deutschlandreisen am Gesamtgeschäft?

Ebel: Bei den Buchungen relativ hoch, beim Umsatz deutlich kleiner, weil der Fluganteil fehlt. Bei Buchungen sprechen wir von etwa einer halben Millionen. Ohne Ferienhäuser, nur Kataloggeschäft.

In Fleesensee gibt es ab Ende des Jahres ein Haus der BLUE-Collection, auch Robinson sucht in Deutschland nach Standorten. Wird es also bald mehr Eigen-Marken hierzulande geben?

Ebel: Es macht Sinn, Marken die im Ausland wachsen und bekannt sind, auch in Deutschland stärker zu positionieren. Wir haben jetzt ja auch das erste RIU Hotel in Berlin. Aber wir müssen die passenden Standorte finden. Und das ist hierzulande eine Herausforderung. Aber es ist richtig hier zu investieren.