Stefan Mangott, Geschäftsführer Seilbahn Komperdell GmbH Serfaus-Fiss-Ladis

Ein Gespräch über die Renovierung der Dorfbahn, eine Pionierleistung auf Luft und die Positionierung von Serfaus-Fiss-Ladis als Familienskigebiet

 

Herr Mangott, Sie haben mit der Dorfbahn in Serfaus ein bewährtes Transportmittel, das in den Alpen, speziell in Skiressorts, ihresgleichen sucht. Gerade wurde renoviert: Wie ist der Stand?

Zunächst muss man sagen, dass das Konzept der Bahn ein Erfolgsrezept ist. Dieses autofreie, verkehrsberuhigte Dorf ist etwas Besonderes in den Alpen und schafft eine einzigartige Aufenthaltsqualität. Wir haben letztes Jahr drei Stationen umgebaut und im Dezember 2017 in den Betrieb integriert. Dieses Frühjahr geht es dann weiter mit der vierten. Und 2019 ist der Wagenzug an der Reihe. Dann ist die Bahn komplett runderneuert.

 

War Ihnen vor 31 Jahren schon bewusst, dass die Bahn auf das Thema Nachhaltigkeit ihrer Destination einzahlen wird?

Die Luftkissenbahn schwebt auf einem Luftfilm von etwa zwei Millimetern. Eine Pionierleistung. Die Überlegungen gingen damals aber noch gar nicht so sehr in Richtung Umweltschutz, sondern eher in Richtung Lärmvermeidung. Denn eine Bahn auf Schienen und Rädern ist laut. Also war das eine sehr innovative Lösung. Ohne jeden Körperschall. Aber natürlich wollte man auch den Durchgangsverkehr reduzieren. Die Dorfbahn war Teil dieses Verkehrsberuhigungssystem.

 

Das heißt die Wintergäste fahren mit der U-Bahn zur Bergbahn, Skibusse fahren keine?

Genau. Und es kommen viele Delegationen aus dem Ausland, um sich das anzuschauen. Nachgebaut hat es allerdings noch keiner. Was mich übrigens wundert. Vielleicht sind anderswo die Eigentumsverhältnisse der Grundstücke zu kompliziert.

 

Was kostet die Maßnahme?

Diese Erneuerung jetzt kostet 25 Millionen Euro. Damals, obwohl man auch noch den Tunnel bauen musste, lagen die Gesamtkosten bei nur zehn Millionen. Aber jeder Cent ist auch heute gut investiert.

 

Wer nutzt eigentlich die Bahn mehr – die Gäste oder Einheimischen?

Beim Verhältnis von 7000 Gästebetten zu 1100 Einwohnern kann man sagen, dass 90 Prozent der Fahrten von Urlaubern unternommen werden. Aber für alle im Ort ist die Dorfbahn ein selbstverständliches Nahverkehrsmittel. Denn es darf ja niemand im Ort Auto fahren.

 

Wer sind Ihre Hauptzielgruppen im Winter und wie positionieren Sie Serfaus-Fiss-Ladis?

Die größte Gästegruppe sind die Deutschen, gefolgt von den Beneluxstaaten und den Schweizern. Wir haben relativ wenig Österreicher. Positioniert sind wir als Ort für Familien und Genießer. Speziell für unsere kleinsten Gäste wird viel geboten: kindersicherere Sessellifte, eigene Eingänge, eigene Bergrestaurants und ein sehr überlegtes Skischulkonzept, um nur ein paar Dinge zu nennen, die es in dieser Ausprägung kaum im Alpenraum gibt.

 

Was unterscheidet Serfaus von Skigebieten noch von den deutschen Alpen – vielleicht auch organisatorisch?

Die Skigebietsgröße schafft allein schon eine Anzahl an Lift- und Gondelverbindungen, wie man sie in den deutschen Alpen aufgrund der geringeren Höhenlage nicht findet. Damit einher geht eine andere Schneesicherheit. Binnen drei Tagen können wir zudem technisch 80 Prozent unserer Pisten beschneien. In die Beschneiungssysteme haben wir viel investiert – 120 bis 150 Millionen Euro in den letzten sieben Jahren. Auch das sind andere Dimensionen wie in Deutschland.