Guido von Vacano, Bereichsleiter der Stuttgarter Publikumsmessen

Ein Gespräch über den Erfolg der CMT als Reisemesse, das Schaffen neuer Formate und Ausstellungsschwerpunkte und die wachsende Bedeutung des B2B-Programms.

 

Herr Vacano, die CMT Stuttgart feiert jetzt ihr 50. Jubiläum. Das Reisen hat sich seit damals enorm verändert. Die Art, Reisen auf Messen zu präsentieren, auch?

Ein Ausstellerstand ist eine gebaute Fläche, auf der ein Anbieter seine Produkte vorstellt. Also grundsätzlich so wie vor 50 Jahren. Allerdings kann man den heutigen Standbau, die optischen Werbeträger mit Erlebnischarakter – vom Stelzenläufer über das Stadt-Maskottchen bis hin zu Rokoko-Damen und Kunsthandwerkern – sowie den Einsatz moderner Medien am Stand wie VR-Brillen nicht mehr mit damals vergleichen. Wir sind im 21. Jahrhundert angekommen.

 

Viele mediale Präsentationsformate haben große Krisen erlebt. Auch das Reisebüro als Inspirationsquelle wird schwächer. Die CMT öffnet 2018 mit der größten Messe aller Zeiten. Was ist der Grund dieses Erfolges beim Publikum?

Der Erfolg der CMT ist einerseits ihre große Vielfalt, andererseits ihr Gespür für das, was den Menschen in Bezug auf Reisen wichtig ist. Sie hat sich in den 50 Jahren stets mit dem Markt entwickelt, hat auf Veränderungen reagiert und neue Akzente gesetzt. Aus originären Urlaubstrends wie dem wachsenden Outdoor-Tourismus oder den ebenfalls stark nachgefragten Kreuzfahrt- und Schiffsreisen hat sie eigene Messen entwickelt, die heute zu den Säulen der CMT gehören und in Deutschland führend sind. Und das Thema Camping- und Caravaning hat sogar von Anfang als wichtiger Bestandteil zur Messe gehört. Immer wichtiger wird der jährlich größer werdende B2B-Bereich, der sich dieses Mal auf vier Tage erstreckt.

 

Welche Formate wird es für das Fachpublikum geben?

Das Fachbesucherprogramm startet am Montag, 15. Januar, mit dem Tourismustag Baden-Württemberg unter dem Motto „Der Gast von morgen“. Hier werden touristische Trends und Entwicklungen aufgezeigt, die die Gäste in Baden-Württemberg prägen. Dieser gilt als der größte Tourismuskongress im Land und richtet sich an alle Leistungsanbieter und Akteure im baden-württembergischen Tourismus. Die etwa 1100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer kommen aus Verbänden, Kommunen und aus Tourismusbetrieben, insbesondere der Hotellerie und Gastronomie. Am Dienstag, 16. Januar, findet der „fvw Destination Germany Day“ für Tourismusmanager aus deutschen Destinationen statt sowie der Stellplatzgipfel für Vertreter von Kommunen.

 

Und auch das Thema der Fachkräftegewinnung hat seinen Platz, richtig?

Ja. Nachwuchs-Touristikern ist der CMT Karrieretag am Mittwoch, 17. Januar, gewidmet. Schulabgänger, Berufsschüler, Auszubildende, Studierende und Fachkräfte mit Schwerpunkt Tourismus haben hier die Möglichkeit, mit Unternehmen aus der Branche sowie mit Vertretern von Hochschul-Fakultäten ins Gespräch zu kommen, sich über Einstiegsmöglichkeiten und Karrierechancen zu informieren und berufliche Kontakte zu knüpfen. Der Karrieretag wird zusammen mit dem Young TIC (Travel Industry Club) vorbereitet. Neu ist schließlich am Donnerstag, 18. Januar, der Fachvortrag „Hotel der Zukunft: Die exzellente Hoteldarstellung – offline & online“. Hier geht es um die Hoteldesign-Trends für 2018 und wie man diese für die Gestaltung seines Hotels übernehmen kann. Ein weiterer Fachvortrag von trivago zeigt, wie man sein Hotel optimal im Online-Bereich darstellen und sich im Online-Ranking von den Mitbewerbern absetzen kann.

 

Wie viele Regionen und Anbieter präsentieren sich dieses Mal – und wo liegen Ausstellungsschwerpunkte?

Ich gehe davon aus, dass wir mit mehr als 2100 Ausstellern eine neue Bestmarke erreichen werden. Wir zählen rund 100 Ländervertretungen sowie touristische Anbieter aus 360 Regionen und Städten. Die Schwerpunktthemen liegen an den Wochenenden, wobei am ersten der Fokus auf Fahrradreisen und Wandern sowie auf dem neuen Bereich „Thermik“, also Gleitschirm- und Drachenfliegen, liegen wird. Am zweiten rücken dann die Golf- und Wellness-Reisen sowie die Kreuzfahrt- und Schiffs-Reisen in den Blickpunkt. Individualtourismus und Familienurlaub sind auf jeden Fall weitere wichtige Topics und dann natürlich die unzähligen Neuheiten im Caravaning-Teil, der um eine weitere Halle auf sechs Hallen wachsen wird.

 

Welche Hallen sind in der Regel die am meist besuchten – und warum?

Das lässt sich nicht so einfach sagen. Wir wissen nur, dass sich die CMT-Besucher sehr lange auf dem Messegelände aufhalten, in der Regel gut fünf Stunden, um möglichst viele Hallen zu sehen. Und es gibt Synergien zwischen den reinen Tourismus-Hallen und den Caravaning-Hallen. So lassen sich die „Caravan-Interessierten“ von den Angeboten der touristischen Destinationen inspirieren, während der normale „Pauschalurlauber“ auch mal in einem Reisemobil Probe sitzt und sich über diese Art, Urlaub zu machen, informiert. Klar ist allerdings, dass unsere Töchtermessen Fahrrad- & Erlebnis-Reisen mit Wandern sowie dem neuen Sonderbereich Thermik sowie die Golf- & Wellness-Reisen und Kreuzfahrt- & Schiffs-Reisen „ihr“ Publikum anziehen. Wir sind sehr gespannt, wie die neue Messehalle, in der die CMT-Töchter 2018 zum ersten Mal stattfinden werden, angenommen wird.

 

Welche Rolle spielen die deutschen Regionen und Aussteller?

Eine sehr große. 40 Prozent der befragten CMT-Besucher machen jedes Jahr auch Urlaub in Deutschland; dabei sind die Wochenendausflüge noch gar nicht erfasst. Auf der CMT präsentieren sich fast alle Bundesländer respektive ihre wichtigsten Tourismusregionen.

 

Auf was im Programm freuen Sie sich persönlich am meisten?

Persönlicher Höhepunkt ist für mich immer der erste Messetag. Aus nackter Hallenfläche ist eine fantastische Urlaubs- und Caravaning-Welt entstanden! All unsere Gedanken und Bemühungen sind nicht mehr Theorie, sondern finden sich direkt auf der Fläche wieder. Zu sehen, dass auch alle unsere Aussteller und Partner sich mit Neuheiten und speziellen Präsentationen auf das Publikum vorbereitet haben, macht mich sehr glücklich.